Das Hauptthema dieses Aufsatzes ist der Einfluss, den Trendelenburg auf die ersteren Phasen von Brentanos philosophischem Werdegang ausgeübt hat, was insbesondere seine Überlegungen über Logik, Erkenntnistheorie und Metaphysik anbelangt, sowie die Beziehungen, die die Psychologie als grundlegende Wissenschaft mit diesen Disziplinen unterhält. In der Einleitung werden die Positionen Trendelenburgs und Brentanos in den historisch-philosophischen Zusammenhang ihrer Zeit gebracht, welcher durch die Wiederaufnahme des Aristotelismus in antiidealistischer Richtung gekennzeichnet ist. Diese Bewegung zielt auf die Rehabilitierung der menschlichen Erfahrung in ihrer Konkretheit ab, aufgrund der Feststellung der Emanzipierung der empirischen Wissenschaften von der Philosophie. Im zweiten Teil wird gerade die neue, der Philosophie als Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie seitens Trendelenburgs und Brentanos zugeschriebene Rolle besprochen, in Hinsicht auf ihre Behandlung der Frage nach dem Ursprung der Kategorien. Während Trendelenburg den sprachgrammatikalischen Leitfaden für entscheidend hält, führt Brentano die Kategorien auf die erste, individuelle Substanz zurück, wobei allerdings die Ausdeutungsweisen beider Philosophen zum Schluss konvergieren darin, dass sowohl das sinnlich-anschauliche Seiende als auch das wahrnehmende Subjekt die Anwendungsbereiche der Kategorien ausmachen. Der letzte Aspekt wird im dritten Teil des Beitrags erörtert. Die mannigfachen Weisen der Beziehungen unter den Kategorien dienen auch als Muster für die Aufgliederung der Seele als einheitliches und dynamisches Fundament einer Vielfalt von Eigenschaften, in welcher sich ihre Tätigkeiten widerspiegeln. In dieser Hinsicht besteht insofern eine strukturelle Komplementarität zwischen Metaphysik und Psychologie als der zweiten auch eine grundlegende Funktion im epistemologischen und ontologischen Sinne zugewiesen wird.

Logik, Metaphysik und Psychologie in Trendelenburg und in Brentanos Frühwerk

Edoardo Fugali
2017-01-01

Abstract

Das Hauptthema dieses Aufsatzes ist der Einfluss, den Trendelenburg auf die ersteren Phasen von Brentanos philosophischem Werdegang ausgeübt hat, was insbesondere seine Überlegungen über Logik, Erkenntnistheorie und Metaphysik anbelangt, sowie die Beziehungen, die die Psychologie als grundlegende Wissenschaft mit diesen Disziplinen unterhält. In der Einleitung werden die Positionen Trendelenburgs und Brentanos in den historisch-philosophischen Zusammenhang ihrer Zeit gebracht, welcher durch die Wiederaufnahme des Aristotelismus in antiidealistischer Richtung gekennzeichnet ist. Diese Bewegung zielt auf die Rehabilitierung der menschlichen Erfahrung in ihrer Konkretheit ab, aufgrund der Feststellung der Emanzipierung der empirischen Wissenschaften von der Philosophie. Im zweiten Teil wird gerade die neue, der Philosophie als Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie seitens Trendelenburgs und Brentanos zugeschriebene Rolle besprochen, in Hinsicht auf ihre Behandlung der Frage nach dem Ursprung der Kategorien. Während Trendelenburg den sprachgrammatikalischen Leitfaden für entscheidend hält, führt Brentano die Kategorien auf die erste, individuelle Substanz zurück, wobei allerdings die Ausdeutungsweisen beider Philosophen zum Schluss konvergieren darin, dass sowohl das sinnlich-anschauliche Seiende als auch das wahrnehmende Subjekt die Anwendungsbereiche der Kategorien ausmachen. Der letzte Aspekt wird im dritten Teil des Beitrags erörtert. Die mannigfachen Weisen der Beziehungen unter den Kategorien dienen auch als Muster für die Aufgliederung der Seele als einheitliches und dynamisches Fundament einer Vielfalt von Eigenschaften, in welcher sich ihre Tätigkeiten widerspiegeln. In dieser Hinsicht besteht insofern eine strukturelle Komplementarität zwischen Metaphysik und Psychologie als der zweiten auch eine grundlegende Funktion im epistemologischen und ontologischen Sinne zugewiesen wird.
2017
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